PROLOG

       

Vorbereitung der Flüge

Es war Mitte April 1990, ein Tag wie jeder andere, außer, dass man nicht wusste was er bringen würde.  Zu dieser Zeit gab es viele Gerüchte über die Zukunft der TS-24.  Auf dem Weg zur Dienststelle ließ ich meine Gedanken schweifen.  Besonders eilig hatte ich es heute nicht, denn nach einer Zahnoperation war ich noch fluguntauglich.

In der Dienststelle erwartete man mich schon. Unsere Besatzung hatte die Aufgabe erhalten, einen 10-tägigen Einsatz ab 23.April sicherzustellen.  Das Einsatzziel hieß Maputo.  Dort sollte unser mehrjähriger Stützpunkt aufgelöst werden und die zur Zeit stationierte An-26 , DDR - SBB alias 368, mit Besatzung zurückkehren.  Wir stürzten uns gleich in die Vorbereitungen.  Jeppesen, Europe, Middle East und Africa Supplement, Flugkarten und Bordjoumale wurden studiert und überprüft.  Was hatte sich seit unserem letzten Flug im November 1989 verändert?  Ich verglich alle Frequenzen und deren Arbeitszeiten, ob Strecke, Anflug- oder Ausweichfugplätze, VOR'S, NDB'S, ILS usw.  Nötige Änderungen wurden im Bordjoumal festgehalten.  Unser ",Mixer" Stabfähnrich Michael Nier kümmerte sich um die techniche Einsatzbereitschaft der Maschine und das leibliche Wohl der Besatzung.  Unser langjähriger " Zweiter " OLT Henry Ziegler wurde durch den Kommandeur der TS 24, Major Gröschel ersetzt.  Hptm. Klaus Fischer, unser technischer Offizier, arbeitete eng mit unserem Bordtechniker während der Vorbereitung zusammen.  Die Fäden des Einsatzfluges hielt der Kommandant der Besatzung in den Händen.

Von der Abteilung Flugorganisation im Kommando der LSK/LV wurden die Streckenanmeldungen und Hotelreservierungen durchgeführt, weiterhin die benötigten Visa für die Zivilpässe der Besatzung eingeholt. Es war wie in einem Ameisenhaufen. Plötzlich war die Lethargie der alten Abenteuerlust gewichen.  Die Uhr spielte keine Rolle.  Die Gedanken waren der Zeit schon weit voraus - in Flightlevel 200, auf Kurs, in den Wolken der Erwartungen und Erinnerungen. Die politische Entwicklung in Äthopien machte eine Streckenänderung erforderlich. Schon im November 1989 mussten wir auf dem Rückflug von Maputo nach Dresden die Flugstrecke ab Addis Abeba ändern.  Durch die Kämpfe und die Abriegelung der Stadt bekamen wir keinen Treibstoff. Der Umweg über Djibouti war unumgänglich.

Die erneute Streckenänderung über Aden sollte sich auch in anderer Hinsicht als Vorsehung herausstellen.  Der Zeitpunkt des Starts rückte näher.  In der abschließenden allgemeinen Flugvorbereitung wurde alles noch einmal überprüft - Pässe, Impfungen gültiger Fluganmeldungen, Diplo-clearence, Interflug-Uniform, Streckenführung und navigatorische Berechnungen, Flugkarten und alles was sonst noch dazu gehörte.  Es war der letzte Check vor dem Start.  Die mitzunehmende Fracht bestand aus Post für die Botschaft in Aden, aus archäologischen Leihstücken die dem Museum in Dar es salaam wieder übergeben werden sollten, sowie Hilfsgüter für die Betroffenen der Überschwemmungskatastrophe im Süden Tansanias.

Die dienstliche und die private Vorbereitung auf den Flug ließen sich nicht trennen, sie liefen parallel.  Innerhalb der Besatzung wurde auch viel abgestimmt.

Auf mich kam neben der Arbeit als Navigator die Aufgabe des Besatzungsfotografen dazu.  Durch die außerordentliche gute Sicht aus dem Blister, tropfenförmiges Fenster auf der linken Bordseite, war ich dazu prädestiniert und mußte mehere Fotoapparate und eine Videokamera bedienen.  Das Bombenwurfvisier, welches auch zur Bestimmung von Drift, Geschwindigkeit und Flughöhe benützt werden konnte wurde wegen der Bewegungsfreiheit beim Fotografieren ausgebaut. Am 22.04.1990 gab es in der Dienststelle noch ein kurzes abschließendes Treffen der Crew und der am Einsatz beteiligten Personen.  Die folgende Nacht sollte sehr kurz werden, denn der Start war für 04.00 Uhr UTC geplant.

Die Gedanken kreisten auch nach dem Abschluß der Vorbereitungen noch um den bevorstehenden Flug und die Sorge nicht zu verschlafen.  Haupsache ich hatte nichts vergessen.  Bei diesen Überlegungen übermannte mich doch der Schlaf......

 

(c) LUROKO 2004